Familienbilder by Danielle Steel

Familienbilder by Danielle Steel

Autor:Danielle Steel
Die sprache: deu
Format: epub


20Das Semester begann. Lionel und John waren nie glücklicher gewesen, und im Haus ahnte kein Mensch etwas. Lionel zog einfach in das andere Zimmer, ehe die Mitbewohner aus den Sommerferien zurückkamen, und das Arrangement funktionierte perfekt. John und Lionel versperrten über Nacht ihre Türen, und kein Mensch hatte eine Ahnung, wer in wessen Bett die Nacht verbrachte, während die beiden auf Zehenspitzen hin und her gingen, sich flüsternd bis tief in die Nacht unterhielten und das Stöhnen der Leidenschaft dämpften. Nur an den seltenen Abenden, wenn niemand da war, weil alle bei ihren Mädchen schliefen oder über ein langes Wochenende zum Skilaufen gefahren waren, erlaubten sie sich mehr Freiheiten. Niemand sollte von ihren Gefühlen erfahren, nicht einmal Faye. Lionel sagte ihr nur, dass am College alles glattgehe. Romantische Neuigkeiten hatte er nicht zu berichten, und sie wollte nicht in ihn dringen, obwohl sie ahnte, da es wieder jemanden in seinem Leben gab. Das sah sie an seinem glücklichen Blick. Sie hoffte nur, dass es ein anständiger Mensch war, der ihn nicht unglücklich machen würde. Von den Homosexuellen wusste sie nur, dass es unter ihnen viel Leid, Promiskuität und Untreue gab. Es war kein Leben, das sie sich für ihren Ältesten wünschte. Ebenso wusste sie, dass es für ihn keine Alternative gab, und sie fand sich damit ab.

Im November lud sie ihn zur Premiere ihres letzten Films ein. Er nahm begeistert an, und sie wunderte sich nicht weiter, als sie ihn bei der Premiere in Gesellschaft von John Wells sah. Sie wusste, dass John in einem Haus mit Lionel wohnte und auch auf dem gleichen College war. Als sie anschließend mit den Zwillingen lind einigen Geschäftsfreunden bei Champagner in einem Restaurant feierten, glaubte sie plötzlich, vielsagende Blicke zwischen den beiden zu bemerken. Ganz sicher war sie nicht, aber sie spürte etwas. John sah viel reifer aus als im Juni. In den letzten Monaten war er richtig erwachsen geworden. In ihr erwachten Zweifel, die sie natürlich für sich behielt.

Um so mehr erschrak sie, als Ward zu Hause vor dem Zubettgehen verfängliche Fragen stellte. Sie hatten sich zuerst angeregt über den Film unterhalten, über die Reaktion des Publikums, die guten Kritiken, die sie sich erhofften. Faye war wie vor den Kopf geschlagen, als Ward sie plötzlich unterbrach. Er stand halb ausgezogen vor ihr, zwischen den Brauen eine tiefe Furche.

»Glaubst du, John Wells ist schwul?«

»John?« Sie machte ein erstauntes Gesicht und versuchte krampfhaft Zeit zu gewinnen. »Mein Gott, wie kannst du so etwas sagen... natürlich nicht. Warum?«

»Hm, ich weiß nicht. Er sieht jetzt so anders aus. Ist dir heute nichts aufgefallen?«

»Nein«, log sie.

»Ich weiß nicht recht...« Ward ging gedankenverloren an seinen Schrank. Noch immer stand die Furche zwischen seinen Brauen. »Ich hab' bei ihm einfach ein komisches Gefühl...« Faye spürte, wie ihr eiskalt wurde. Hoffentlich schloss Ward nicht Lionel in seine Verdächtigungen ein. Und so wie Lionel bezweifelte auch sie, dass er die Wahrheit überleben würde, die er eines Tages unweigerlich erfahren musste In der Zwischenzeit aber wollte sie alles daran setzen, die Wahrheit vor ihm zu verbergen.



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